Thüringen: 78.559 Unterschriften und ein Bericht...

Die Unterschriftensammlung für unser Volksbegehren läuft. Mittlerweile liegen über 78.000 Unterschriften vor.

Aktionsurlauber Klaus Auls aus Hessen hat eine Woche mitgeholfen. Seine Erfahrungen schildert er in einem lebhaften Bericht.

 

Das Resümee seiner fünf Tage lautet:

<typolist type=2> die gemeinsame Arbeit war erfolgreich,

die Aufnahme in der Familie von Knuth war für mich wohltuend,

mit mir hatten sie auch keine Probleme;

solche Begegnungen schaffen einen guten Acker für Freundschaften.</typolist>

<typohead type=2>Dienstag, 25.03.2008</typohead>

Um 10:30 Uhr komme ich in Hermsdorf vor dem Großmarkt an. Noch ist kein Vertreter der Kampagne zu sehen. Ein vor dem Aldi stehender älterer Mann schaut mich neugierig an, wir gehen aufeinander zu und sprechen uns an. Es stellt sich heraus, es ist nicht der erwartete Knuth, sondern ein Kunde des Großmarktes, der zum Nachbarort muss, um dort eine neue Matratze zu kaufen. Sein Auto ist in der Werkstatt und der Bus verkehrt heute wegen einer Baustelle nicht. Also fragt er mich, ob ich ihn kurz fahren könne, er wolle mir auch 10 Euro für die 5 km geben. Da ich 30 Minuten vor der verabredeten Zeit eingetroffen bin, willige ich ein. Die Tour dauert dann zwar 45 Minuten, aber die interessante Begegnung mit dem Marketingmanager eines größeren Weinhandels führt dazu, dass er im Gegenzug 60 Unterschriftenlisten mitnimmt. Er wird sie in seinem Wirkkreis und dem des Sohnes, eines Museumsdirektors, verteilen. Beide stellen wir fest, dass es vom Schicksal schon wohlbedachte Zufälle gibt!

Mit Knuth geht es dann in die nächste Stadt Eisenberg, wo ich neben einem kleinen Kapellchen an dem Info-Tisch von den 3 Helfern, Bruni, Dieter und Stefan gegen 11:30 Uhr begrüßt werde. Meine Taktik mit den 3 Sammelkladden ist ihnen neu. Der Vorteil liegt eben darin, dass die schreibwilligen Passanten direkt am Platz der Ansprache unterschreiben können. Dass man sich auch nicht scheuen braucht, mal einen vorbeifahrenden Radfahrer anzusprechen, ist auch neu. In Knuths Zentrale wird ein Zwischenstopp eingelegt, der Zwischenstand von 113 heute gesammelten Unterschriften registriert und die Plakate auf dem Ständer so mit Klebeband fixiert, dass der Wind ihnen nichts mehr anhaben kann. Im Großmarkt GLOBUS kaufen wir noch 6 weitere Klemmmappen und bekleben Sie mit den Plakaten auf den Außenseiten; nun sind sie ein echter Blickfang. Bis 18 Uhr tragen Knuth und ich vor dem Markt noch 81 Unterschriften zusammen. Selbst der zwischendrin auflebende Schneesturm kann unsere Sammelleidenschaft nicht bremsen.

Bei Knuth zu Hause bereitet er das Abendessen zu. Beim Rotwein tauschen wir die neuen Erkenntnisse des ersten gemeinsamen Tages aus und planen die weiteren Einsätze

<typohead type=2>Mittwoch, 26.03.2008</typohead>

Im Hermsdorfer Brückencenter sind wir zu dritt. In dem überdachten Gebäudekomplex gibt es nur einen Eingang - ein strategisch guter Platz - hinter dem wir unseren thekenhohen Informationstisch aufbauen. Günter und Gudrun lassen daran kaum jemanden unangesprochen vorbei. Die sich im Quertrakt bewegenden Kunden werden von mir abgefangen. Bis 12:30 Uhr angeln wir in diesem engmaschigen Netz 134 Unterschriften.

Zu Mittag treffen wir in Kahla ein. Dem als schwierig angekündigten Terrain können Birgit, Günter, Christian und ich in 3 Stunden 95 Unterschriften abtrotzen. Zwei von uns halten die Position vor dem Supermarkt, die übrigen 2 grasen den Parkplatz bis zum Häuschen mit dem Geldautomaten, der angrenzenden Strasse und den Getränkegroßmarkt ab. Eine Frau hält mich erschrocken davon ab, ihr ein spontanes Ständchen zu Ihrem Geburtstage auf dem Parkplatz zu bringen.

Während im Parteibüro noch eine Vorstandssitzung abgehalten wird, werden von mir im Einzeleinsatz vor dem Großmarkt GLOBUS bei Temperaturen um den Nullpunkt innerhalb von 2 Stunden bis in die einbrechende Dunkelheit noch 85 Unterschriften eingefahren. Da die Sitzung länger als geplant dauert, habe ich mehr Zeit, das Ergebnis des Tages zu steigern

<typohead type=2>Donnerstag, 27.03.2008</typohead>

Betty, Ingrid, Werner und ich sind von 9 bis 12 beim Aldi in Hermsdorf mit 180 Unterschriften recht erfolgreich. Ein wohlmeinender Mittsiebziger steckt mir den Kragen meines Seemannpullovers unter die Lederjacke, damit ich ordentlich aussehe. Eine Passantin klagt über Kopfschmerzen, der spontan von mir demonstrierte Griff von tibetanischen Mönchen gegen Kopfschmerz an stößt bei den Mit-Sammlern auf Verwunderung.

Weitere 180 Unterschriften holen Helmut, Jörg, Jochen, Knuth, Peter und ich am Nachmittag beim einem Markt in Stadtroda. Noch während wir uns bei Bratwurst und Fleischspieß stärken, wird mit dem Würstchenstandbetreiber vereinbart, am Stand ein Plakat zu platzieren und leere Unterschriftblätter zu deponieren.

Gegen 16 Uhr erscheint eine Redakteurin von der örtlichen Zeitung, macht ein Bild und ein Interview mit mir als Unterstützer aus Hessen.

<typohead type=2>Freitag, 28.03.2008</typohead>

Beim Frühstück präsentiert Knuth mir den Artikel, den die Redakteurin über Nacht geschrieben hat. Beide sind wir der Meinung, dass die inhaltliche Wiedergabe meiner Äußerungen vom Vortage gut wiedergegeben wurden.

Auf der Fahrt ins Büro verabreden Knuth und ich neue Ziele. Die anfangs der Woche gesteckten Ziele waren für Knuth 1.000 und mich 400 Unterschriften. Diese Werte sind gestern Abend bereits überschritten worden. Wir trauen uns, das Ziel bis Samstag auf 1.500 und 600 zu erhöhen. Weil die Verabredung zur Genehmigung eines Infostandes in Dorndorf nicht klappte, wird vom Büro aus eine spontane Verabredung für das Brückencentrum in Hermsdorf getroffen. Dort holen Anja und Siegfried mit Knuth und mir in 2,5 Stunden am Vormittag 175 Unterschriften. Vor diesem Einsatz wird der Adrenalinspiegel von Knuth intensiv hochgespielt, als eine Politesse ohne Verständnis für den Ladevorgang vor dem Büro ein Knöllchen ausstellt.

Zum Abschluss der hessengestützten Woche gehen Gudrun, Knuth und ich noch mal zum einem Großmarkt, wo bei strahlendem Sonnenschein innerhalb von 90 Minuten 131 Unterschriften eingefahren werden.

Wieder zurück im Büro stellt Knuth fest, seine 1.500-Marke ist überschritten. Mir fehlen noch drei für mein Ziel von 600. Knuth schickt mich frozzelnd vor die Tür. Die 1. der fehlenden Unterschriften ist sofort geholt. Als ein älteres Ehepaar von weitem auf der gegenüberliegenden Straßenseite sich nähert, hole ich aus dem Büro der Linken eine zweite. Unterschriftenkladde und fordere Knuth auf, den Photoapparat parat zu halten. Prompt gewinne ich die beiden Leutchen, mit zu unterschreiben. Vorher werde ich nachdrücklich gefragt, ob ich denn ja nicht von der Linken Partei sei. Voller Überzeugung kann ich wahrheitsgemäß mit Fingerzeig auf mein Namenschild verweisend erklären, als Mitglied von Mehr Demokratie vor ihnen zu stehen.

Allerdings lasse ich nicht unerwähnt, dass dieses Volksbegehren von einer großen Zahl von anderen Organisationen und auch Parteien mitgetragen und unterstützt wird. Knuth hat diese Szene auch schön auf zwei Fotos festhalten können. Wieder im Büro zurück, fragt er sich verwundert, wieso die Leutchen diese Frage an mich richteten, obwohl ich doch Sekunden zuvor aus dem Büro der Linken kam. Schlüssig ist die Situation, nachdem ich erzähle, die Frau habe eine Sehbehinderung gehabt und der Mann schien nicht ganz so interessiert an der Situation.

<typohead type=2>Samstag, 29.03.2008</typohead>

Auf dem Kreis-Parteitag der Linken, ist das Volksbegehren und die Unterstützung im Rahmen der Kooperationspartner einen Tagesordnungspunkt dar. Zu Beginn der Veranstaltung erklingt über Laptop und Lautsprecher das Solidaritätslied von Bertolt Brecht in der Melodie von Hanns Eisler, 1931. Mit dem Schlachtruf der Rodgauer Monotons "Erbamen, die Hessen kommen", leitet Knuth von seiner Darstellung der bisherigen Sammlungserfolge zu mir über. Diese Gelegenheit nutze ich gerne, die angetroffene Situation zu schildern. Dabei wird besonders die Offenheit der Mitsammler erwähnt, sich neue Methoden anzuschauen und auch sofort auszuprobieren. Die Herzlichkeit, in der ich aufgenommen wurde, wird ebenfalls dankend benannt. Mit meinen 3 Unterschriftsmappen in der Hand, demonstriere ich kurz mein Vorgehen. Empfehlungen schließen meinen Beitrag ab.

In der Pause fragt mich ein alter Mann, der mich auf den Sammelstätten kennen gelernt hat, ob ich nicht in Thüringen bleiben wolle. Meine Entgegnung, zu Hause eine wartende Frau zu haben, beantwortet er mit der Aufforderung, sie könne doch nachkommen. Am Ende der Veranstaltung gibt er mir allerdings zu verstehen, dass ich im Westen doch noch mehr zu tun hätte. Darüber darf ich wohl noch nachdenken.

Mit Knuth, Andrea und dem Jüngsten der Familie, Fabian, genießen wir das gemeinsame Mittagessen. Dann heißt es, Abschied zu nehmen.

<typohead type=4>Klaus Auls, Hessen</typohead>

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