Gespräch zu Glyphosat mit Greenpeace

Martin Hofstetter,
Landwirtschaftsexperte


MD: Greenpeace hat zusammen mit foodwatch eine Kampagne gestartet und fordert Martin Schulz auf, sich für ein Glyphosat-Verbot einzusetzen. Was denken Sie, wie könnte die industrielle Landwirtschaft ohne Glyphosat überhaupt funktionieren?

Martin Hofstetter: Glyphosat ist ein chemisches Mittel, um Unkräuter zu beseitigen. Die gleichen Unkräuter können in der Landwirtschaft durch nichtchemische mechanische Mittel bzw. Maßnahmen beseitigt werden (Striegeln, Pflügen, abgestimmte Fruchtfolgen etc.). Dies ist in der Regel für den Landwirt etwas aufwändiger und teurer, aber im Prinzip durch alle Landwirte, unabhängig von den Größenstrukturen, machbar.

MD: Wie könnte ein nationales Gesetz gegen Glyphosat aussehen?

Martin Hofstetter: Glyphosat ist in der EU für fünf weitere Jahre zugelassen. Ein vollständiges nationales Verbot ist jetzt nur noch rechtlich sehr schwer umzusetzen. Gemäß Pflanzenschutzverordnung können spezifische nationale Verwendungsbedingungen und deren Konsequenzen, beispielsweise für die Biodiversität, in die nationale Zulassungsprüfung von glyphosathaltigen Mitteln einbezogen werden.

MD: Wäre der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft, speziell der Einsatz von Glyphosat, ein geeignetes Thema für eine bundesweite Volksabstimmung? Warum bzw. warum eher nicht? 

Martin Hofstetter:Vermutlich Ja. Dazu müssten aber die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Pestiziden breit in der Gesellschaft diskutiert werden. Schließlich handelt es sich dabei um ein weitreichendes Thema mit Folgen für den Verbraucherschutz, den Schutz von Umweltgütern, mit Auswirkungen auf Lebensmittelpreise, die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Landwirtschaft, den Flächenverbrauch der Agrarproduktion etc. 

 

nach oben