Hintergrund: Glyphosat – Die Debatte

Wie wollen wir als Gesellschaft mit Zukunftsfragen umgehen?

Im Jahr 2017 stand die Europäische Kommission vor der Entscheidung, das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat für weitere fünf Jahre zuzulassen. Um die Verantwortung nicht allein zu tragen, hat sie am 27. November die Mitgliedsländer darüber abstimmen lassen. Nachdem Deutschlands Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), ohne sich vorher mit dem Koalitionspartner abzusprechen, in Brüssel für die Glyphosat-Zulassung gestimmt hat, gab es in Deutschland viel Unmut und erhitzte Diskussionen: über die Richtigkeit seiner Entscheidung, aber natürlich auch über seinen aus demokratischer Sicht unverantwortlichen Alleingang.[1] Fragwürdig ist auch, auf welcher Basis die Entscheidung für Glyphosat zu Stande kam. Noch immer ist nicht geklärt, ob Glyphosat krebserregend ist.

Es gibt Hinweise darauf, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung bei seinem Report, auf den sich Befürworter/innen berufen, ganze Passagen von der Glyphosat-Lobby rund um den Hersteller Monsanto abgeschrieben hat.[2] Grüne, Linke, SPD und AfD wollen sich nun für ein nationales Verbot von Glyphosat stark machen.[3] Selbst Minister Schmidt sprach sich Ende Dezember dafür aus, den Einsatz von Glyphosat „national restriktiver“ zu gestalten. Im Mitte Januar vorgelegten Sondierungspapier, auf dass sich SPD, CDU und CSU geeinigt haben, ist nun die Rede von einer „systematischen Minderungsstrategie“ und mehr „Transparenz der Zulassungsverfahren für Wirkstoffe und Pflanzenschutzmittel auf EU- und nationaler Ebene“. Der Ärger und die Sorge in der Bevölkerung sind dadurch aber noch lange nicht ausgeräumt…

Wie sollten wir als Gesellschaft mit solchen Fragen umgehen?

Der Einsatz von Glyphosat und seine Folgen sind ein Thema, das die ganze Bevölkerung betrifft und zu dem viele Menschen eine Meinung haben. Um als Gesellschaft solche Themen sinnvoll zu bearbeiten, braucht es aber nicht nur Meinungen, sondern auch Hintergrundwissen und eine ausgewogene und ausführliche Debatte. Den Rahmen für eine solche Debatte könnten zum Beispiel bundesweite Volksbegehren und -entscheide liefern. Dann würde erst mehrere Monate gemeinsam über Pro- und Contra-Argumente diskutiert und schlussendlich gemeinsam entschieden. Aber: 

  • Ist es möglich, über ein so emotional aufgeladenes Thema als Gesellschaft zu diskutieren?
  • Was sind die Voraussetzungen für eine solche Debatte?
  • Und: Können und sollten am Ende auch die Bürger/innen die Chance haben, in dieser Frage selbst verbindlich zu entscheiden?


Mehr Demokratie möchte diesen Fragen auf den Grund gehen. Dazu befragen wir verschiedene Organisationen und Expert/innen, die sich schon länger mit Glyphosat beschäftigen. Die gesammelten Stellungnahmen werden nach und nach auf dieser Seite zusammengetragen. Nach der Lektüre kann sich jede/r selbst fragen: Kann ich mir ein ausgewogenes Bild zu dem Thema machen? Würde ich entscheiden wollen? Würden wir als Gesellschaft es schaffen, mit so einer Frage verantwortungsvoll umzugehen?

Bei Fragen zum Thema oder zur Debatte wenden Sie sich gerne an Anne Dänner (anne.daennermaps on@mehr-demokratie.de) oder Sarah Händel (sarah.haendelmaps on@mitentscheiden.de). 

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