Entgegen der Titulierung ging es um erstaunlich wenig Digitalisierung. So einigte sich die Kommission bspw. auf eine elektronische Stimmenabgabe bei Schlussabstimmungen, die den archaisch wirkenden Urnengang ablösen soll, von einer Digitalisierung könne hierbei aber kaum die Rede sein, so Prof. Dr. Friedrich Pukelsheim. Gegenüber einer wirklichen Digitalisierung der Stimmabgabe wurden soagr verfassungsrechtliche Bedenken geäußert aufgrund der Unverbindlichkeit der Stimmenabgabe. Ansgar Heveling (CDU) gibt zudem zu Protokoll, dass das archaische „Wuseln“ bei den Wahlurnen den Austausch unter den Abgeordneten fraktionsübergreifend fördert.
Dieses „Wuseln“ trägt aus Sicht vieler Kommissionsmitglieder zu einem anderen Problem bei, nämlich das gängige „Durchhalteritual“. An diesem Tag fand bspw. eine Plenarsitzung statt, die zum Stand der Sitzung bis drei Uhr Nachts dauern soll. Dies sei zwar durchaus ehrenwert, wie Prof. Dr. Friedrich Pukelsheim anmerkte, die Attraktivität des Bundestags leide darunter aber merklich. Eine elektronische Stimmenabgabe wäre ein kleiner Schritt, die Prozesse im Bundestag effizienter zu gestalten, wodurch die absolute Sitzungsdauer verkürzt wird. Sebastian Hartmann (SPD) schlägt zudem vor, dass man über mehr Sitzungswochen nachdenken müsse um die bestehenden zu entlasten.
Das Kernproblem bleibt jedoch bestehen: der Gesetzgebungsprozess im Bundestag hat sich in den letzten Jahren so beschleunigt, dass die Abgeordneten viel mehr in weniger Zeit leisten müssen. Eine externe Beratung durch Sachverständige, wie es bei der Kommissionsarbeit der Fall ist, ist in den meisten Gesetzgebungsprozessen nicht möglich, so Prof. Dr. Bernd Grzeszick. Auch die Abgeordnete leiden darunter, so wird die Arbeit im Bundestag durch solche Entwicklungen immer weniger familienfreundlicher. Die hybride Teilnahme an Ausschusssitzungen ist dagegen eine seit Corona bewährte Methode und könnte, wenn breitflächig angewandt, die nötige Entlastung ermöglichen. Momentan werden vor allem Frauen von dem „Durchhalteritual“ und der Arbeitslast abgeschreckt; eine Parität rückt damit in weite Ferne.