Matt Qvortrup: "Referendums Around the World. The Continued Growth of Direct Democracy"

Qvortrup, Matt (Hrsg.):
„Referendums Around the World. The Continued Growth of Direct Democracy“, London 2014, Palgrave Macmillan, 306 Seiten, 89,90 Euro, ISBN 978-0-230-36175-1.
Referenden weltweit
von Lara Schuldt
Das Buch „Referendums Around the World – the Continued Growth of Direct Democracy“, von Matt Qvortrup herausgegeben, befasst sich detailliert und umfassend mit der Entwicklung der direkten Demokratie weltweit. Damit leistet es einen wichtigen und höchst interessanten Beitrag zur derzeitigen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Debatte. Leider ist es bisher nur auf Englisch erhältlich. Qvortrup gelingt mit dem 2014 veröffentlichten Sammelband ein sowohl sprachlich als auch inhaltlich leicht verständlicher Überblick über direktdemokratische Praxis in Ost- und Westeuropa, Asien, Afrika, Südamerika und Ozeanien. Einleitend stellt er direktdemokratische Verfahren und ihre historische sowie theoretische Entwicklung vor. Dieser Einstieg macht das Buch nicht nur für ein Fachpublikum, sondern auch für Laien empfehlenswert.
Die jeweiligen Staaten- beziehungsweise Kontinentanalysen wurden von Expert/innen für die jeweiligen Regionen verfasst. Diese Länderprofile zeichnen über die Kontinente hinweg die Geschichte und Gegenwart der direkten Demokratie in den einzelnen Staaten nach, so dass gut verglichen werden kann. Vertieft wird die Darstellung durch Beispiele einzelner bedeutsamer nationaler Volksabstimmungen und ihrer inhaltlichen, parteipolitischen und gesellschaftlichen Hintergründe. Besonders spannend war in diesem Zusammenhang das Kapitel über die Durchführung von Referenden in der ehemaligen Sowjetunion. Obwohl bereits Lenin und Stalin Referenden als notwendiges Instrument für die nationale Selbstbestimmung betrachteten, kam erst 1991 das erste und letzte Referendum, zur Bestimmung der weiteren Zukunft der UdSSR, zustande. Der Band geht nicht nur auf den Gebrauch von direktdemokratischen Verfahren in Demokratien ein, sondern untersucht darüber hinaus deren Anwendung in autoritären Regimen sowie die Strategien und Motivationen der politischen Eliten, die dem zugrunde liegen.
Als Beispiel hierfür wird im Buch auf die Durchführung von Referenden im Dritten Reich verwiesen, die besonders eindeutig zeigen, wie diese Abstimmungsform zur Manipulation der Bevölkerung missbraucht werden kann. Das erweitert den Blick auf die Vor- und Nachteile von direkter Demokratie wesentlich, weil jetzt viel mehr politische und (verfassungs-)rechtliche Kontexte einbezogen sind. Der Sammelband bereichert auch deswegen die Forschung in diesem Bereich, weil er bereits einen Großteil der relevanten Quellen für weitere Untersuchungsvorhaben aufgetan und zusammengefasst und mögliche Forschungsfragen aufgedeckt hat. Zusammen mit der flüssigen und leicht verständlichen Sprache sorgt dies für einen großen Lerneffekt und macht Qvortrups Buch zu einem großen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Zugewinn.