Reiche stärker in die Pflicht nehmen

Die Bürgerdebatte „Gerechte Steuern & Finanzen“ stellt ihre Empfehlungen an die Politik vor

Nach zwei intensiven Wochenenden haben die 40 ausgeloste Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland am Sonntag, den 29. Juni 2025 in Erfurt ihre Empfehlungen für eine gerechtere Steuer- und Finanzpolitik vorgestellt. 

Sie fordern unter anderem:

  • eine einmalige Abgabe von 10 Prozent auf große, liquide Vermögen – gestreckt über zehn Jahre
  • eine Erbschaftsteuer, die früher greift bei großen Vermögen und Unternehmensanteilen
  • die Abschaffung der privaten Krankenversicherung zugunsten einer einheitlichen, solidarischen Lösung
  • die Einbeziehung von Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung
  • steuerfreie Renten bis zu 1.500 Euro im Monat
  • stärkere Maßnahmen gegen Steuervermeidung, inklusive der Veröffentlichung von Betrugsfällen
  • eine verbindliche Mitbestimmung der Bevölkerung bei großen staatlichen Ausgaben – etwa durch Volksentscheide oder Bürgerräte

Erarbeitet in sechs Tagen – im Dialog, mit Fakten, mit Haltung

Während der Debatte erhielten die Teilnehmenden wissenschaftlich fundierten Input, diskutierten in Kleingruppen, holten sich Feedback von Fachleuten und rangen um tragfähige Kompromisse. Ihre eigene Lebenserfahrung und ihr individuelles Gerechtigkeitsempfinden prägten die Gespräche. Viele veränderten im Laufe der Tage ihre Sichtweisen. Typische gesellschaftliche Lager – etwa zwischen Leistungsprinzip und Solidarität – wurden nicht reproduziert, sondern durch gemeinsame Verständigung überwunden.

In den kommenden Wochen werden die Teilnehmenden ihre Empfehlungen mit Politikerinnen und Politikern diskutieren – in Berlin und in ihren jeweiligen Wahlkreisen.

Ein dreistufiger Beteiligungsprozess

Die Bürgerdebatte ist Teil eines dreiphasigen Prozesses: Im Frühjahr nahmen bereits rund 18.000 Menschen an einer offenen Online-Beteiligung teil und reichten ihre Ideen ein. Ihre Vorschläge wurden systematisch ausgewertet und flossen in die Vorbereitung der Präsenzdebatte ein. Nun folgt die öffentliche Diskussion über die finalen Empfehlungen – mit dem Ziel, die Stimme der Bürgerinnen und Bürger im demokratischen Meinungsbildungsprozess zu stärken.

Ein breites Bündnis – getragen von vielen

Organisiert wurde die Bürgerdebatte von Mehr Demokratie in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Steuergerechtigkeit und dem Bund der Steuerzahler. Die inhaltliche Begleitung kam von Fachleuten unter anderem des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln).

Finanziert wurde das Projekt durch die die Robert-Bosch-Stiftung, die Schöpflin Stiftung, die GLS Treuhand sowie durch zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer im CrowdfundingEin herzlicher Dank gilt allen, die durch ihre Spende diese Form der Bürgerbeteiligung ermöglicht haben.

Wer war dabei?

Die Teilnehmenden wurden per Los und Quotenverfahren ausgewählt – nach Geschlecht, Bildung, Region, Alter und Parteipräferenz. Sie repräsentieren einen Querschnitt der Bevölkerung: von der Schülerin bis zum pensionierten Polizisten, vom Verwaltungsbeamten bis zur Erzieherin. Das Altersspektrum reicht von 16 bis 78 Jahren.

Weitere Informationen

Etappenziel erreicht: Erste Vorschläge für gerechtere Steuern

vom 05. Juni 2025

Vier Tage lang haben 40 ausgeloste Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland in Erfurt intensiv über zentrale Fragen der Steuer- und Finanzpolitik diskutiert. Ihr gemeinsames Ziel: herausfinden, wie ein gerechteres Steuersystem aus Sicht der Bevölkerung aussehen könnte.

Vielfalt statt Einheitsmeinung

Die Teilnehmenden der Bürgerdebatte spiegeln die gesellschaftliche Vielfalt wider: Sie kommen aus Stadt und Land, aus Ost und West, sind zwischen 16 und 78 Jahre alt. Was sie verbindet, ist die Bereitschaft zuzuhören, voneinander zu lernen – und die eigene Sichtweise einzubringen. Fachwissen war dabei nicht Voraussetzung – im Gegenteil: Unterschiedliche Lebensrealitäten sind ausdrücklich erwünscht.

Vier Themen, viele Perspektiven

Im Mittelpunkt standen vier zentrale Themenbereiche:

  • Große Vermögen: Wie viel Reichtum ist zu viel – und wie könnte eine gerechte Besteuerung aussehen?

  • Soziale Sicherung: Wie finanzieren wir ein faires Sozialsystem – und was bedeutet überhaupt „gerecht“?

  • Steuerverschwendung: Wie kann der Staat mit Steuergeldern effizienter und transparenter umgehen?

  • Steuerbetrug: Welche Maßnahmen helfen wirklich, damit alle ihren fairen Beitrag leisten?

Expertinnen und Experten mit unterschiedlichen fachlichen und politischen Hintergründen lieferten fachlichen Input. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen – engagiert, respektvoll und mit dem Blick fürs Ganze. Am Ende standen erste konkrete Vorschläge.

Gerechtigkeit hat viele Gesichter

Eine Frage zog sich wie ein roter Faden durch die Gespräche: Was ist eigentlich gerecht? Die Antworten fielen unterschiedlich aus: Während manche das Leistungsprinzip betonten, stellten andere Solidarität oder gesellschaftliche Teilhabe in den Vordergrund. Klar wurde: Gerechtigkeit ist komplex – und lässt sich nicht in einfache Formeln pressen. Doch gerade deshalb ist der offene Dialog so wertvoll.

Wie geht es weiter?

Vom 27. bis 29. Juni kommen die Teilnehmenden erneut in Erfurt zusammen. Dann geht es darum, die bisherigen Ideen zu vertiefen, zu konkretisieren – und gemeinsam darüber abzustimmen. Ziel ist ein Vorschlagspaket, das nicht nur politisch realistisch, sondern auch gesellschaftlich tragfähig ist.

Parallel startet eine große Online-Debatte, bei der alle mitdiskutieren können – mit eigenen Ideen, Bewertungen und Kommentaren. Die Ergebnisse aus Online- und Präsenzformat fließen am Ende zusammen.

Demokratie lebt vom Mitmachen

Die Bürgerdebatte „Gerechte Steuern und Finanzen“ ist ein Projekt von Mehr Demokratie e. V., in Kooperation mit dem Netzwerk Steuergerechtigkeit und dem Bund der Steuerzahler. Unterstützt wird es von der Robert Bosch Stiftung, der Schöpflin Stiftung und weiteren Partnern.

Was das Projekt besonders macht: Hier diskutieren keine Lobbygruppen hinter verschlossenen Türen, sondern Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Sie zeigen: Demokratie kann mehr sein als ein Kreuz alle vier Jahre – sie lebt vom Mitgestalten.

Entdecken Sie hier alle Details

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