ISDS-Vorschlag von Malmström vertuscht Probleme


EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström hat ein Konzeptpapier zur Reform der umstrittenen Investor-Staat-Schiedsgerichtsverfahren (ISDS) vorgelegt. Ihre Vorschläge will sie heute dem Europäischen Parlament vorstellen. Unser "Stop TTIP"-Bündnis lehnt diese ab, da sie die Probleme vertuschen statt zu lösen.

Von Charlie Rutz

Malmström will dem Europäischen Parlament heute verschiedene Reform-Vorschläge zu ISDS in TTIP präsentieren: So sollen sich Investoren entscheiden müssen, ob sie öffentliche Gerichte oder Schiedsstellen anrufen, Berufungsverfahren sollen ermöglicht und eine feste Schlichter-Liste erstellt werden. Durch die Festschreibung des sogenannten „right to regulate“ soll gewährleistet werden, dass neue Gesetze etwa zum Umwelt-, Gesundheits- oder Verbraucherschutz erlassen werden können, ohne Klagen von ausländischen Konzernen befürchten zu müssen. Der ISDS-Vorschlag von Malmström kann hier heruntergeladen werden (derzeit liegt dieser nur in Englisch vor).

Roland Süß, Sprecher von "Stop TTIP", kritisiert: „Auch ein reformiertes ISDS-System würde ausländische Investoren begünstigen und ermöglichen, dass unabhängige Gerichte durch die Anrufung privater Schiedsstellen umgangen werden.“ Das ISDS-System bleibt auch mit Malmströms Verbesserungsvorschlägen einseitig. ISDS eröffnet ausschließlich ausländischen Investoren die Möglichkeit, gegen jegliche staatliche Maßnahme zu klagen, die ihre Investitionen und Gewinne einschränkt. „Den Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen oder inländischen Unternehmen bleibt dagegen nur der normale Rechtsweg. Die Investoren bekommen Rechte, ohne dass ihnen umgekehrt einklagbare Pflichten, zum Beispiel mit Blick auf Umwelt- und Arbeitnehmerschutz, auferlegt werden“, so Süß.

ISDS-Vereinbarungen mit den USA oder Kanada sind nach Ansicht von "Stop TTIP" unnötig, da es bereits ein hohes Investitionsniveau zwischen diesen Staaten gibt und in allen Vertragsstaaten gut entwickelte nationale Rechtssysteme zur Verfügung stehen. Sollten die umstrittenen Schiedsgerichte eingerichtet werden, sei mit einer Klageflut zu rechnen, da sich durch TTIP die Zahl der US-Firmen, die diese Paralleljustiz nutzen können, deutlich erhöhen würde. „Das Europäische Parlament muss in seiner für Juni geplanten Resolution ISDS klar ablehnen“, sagt "Stop TTIP"-Sprecherin Maritta Strasser. „ISDS ist und bleibt eine Gefahr für Rechtsstaat und Demokratie – daran ändern auch Schönheitsoperationen nichts.“

Problematisch sei auch, dass viele der für TTIP geplanten Veränderungen nicht für CETA gelten sollen. Im fertig verhandelten Abkommen mit Kanada ist bisher nicht einmal ein Berufungsverfahren festgeschrieben. Parallele Klagen vor staatlichen Gerichten und Schiedsgerichten werden zwar eingeschränkt, aber nicht verhindert. „Bisher wird zwar über Reformen bei den Investorenklagen geredet, aber zu CETA schweigt man. Dabei sind Nachverhandlungen beim Abkommen mit Kanada unabdingbar, um die Gefahren einer privaten Paralleljustiz aus der Welt zu schaffen“, sagt Strasser.

Die einzig sichere Lösung sei, CETA und TTIP nicht zu ratifizieren, so das "Stop TTIP"-Bündnis. „Wir setzen darauf, dass das Europäische Parlament sich seiner Verantwortung bewusst ist und TTIP nicht einfach durchwinkt“, erklärt Strasser. Die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative hat mittlerweile 460 Unterstützerorganisationen und mehr als 1,7 Millionen Unterschriften gesammelt und will nun die Zwei-Millionen-Marke erreichen.  

Hier eine ausführliche Stellungnahme unseres "Stop TTIP"-Bündnispartners „S2B“...

Sehr gute Hintergrundinformationen bietet auch unser Info-Flyer:

Info-Flyer: Investor-Staat-Schlichtungsverfahren

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