Gespräche von Mensch zu Mensch – weil wir hier leben
Ein Verständigungsprojekt von Mehr Demokratie im Superwahljahr 2024
Wie kommen Menschen mit unterschiedlichen Meinungen miteinander ins Gespräch?
Unsere Erfahrung ist: Wenn Menschen in ihrem persönlichen Erleben und mit ihren Bedürfnissen gesehen werden, ist Demokratie nicht nur verstandesmäßig, sondern auch emotional erfahrbar. Dadurch wird Demokratie von etwas „da draußen“ zu einer persönlichen Erfahrung, die Mut macht und die Motivation stärkt, sich einzubringen.
Wie das geht? In Räumen, in denen sich Bürgerinnen und Bürger begegnen und wahrnehmen lernen. Mehr Demokratie lädt dazu in Brandenburg ein, Trennendes und Verbindendes in der direkten Begegnung gemeinsam zu erforschen: Wie können wir Meinungsdifferenzen überbrücken oder zumindest aushalten? Wie können wir in Beziehung bleiben, auch wenn wir die Ansichten anderer nicht teilen oder sogar verachten? Wo liegen die Grenzen der Verständigung angesichts extremistischer, rassistischer und menschenfeindlicher Ansichten und Argumente?
Finanziert durch die Koordinierungsstelle »Tolerantes Brandenburg« der Staatskanzlei Brandenburg, durch die Deutsche Postcode Lotterie sowie die Schöpflin Stiftung organisieren wir im Jahr 2024 pilothafte Dialogveranstaltungen in Brandenburg. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Kommunen, Bürgerinitiativen und Verbänden. Wir möchten Potenziale, Wirksamkeit und Grenzen unserer Ansätze in stark polarisierten Settings besser verstehen. Deshalb sollen sie auch wissenschaftlich analysiert werden.
Warum Mehr Demokratie dieses Projekt ins Leben gerufen hat? Weil wir eine Gesprächskultur brauchen, die ein konstruktives Miteinander ermöglicht. Wir glauben: Das lässt sich mit verschiedenen Methoden erreichen.
- Das Dialogformat »Sprechen & Zuhören«
- Demokratische Systemaufstellungen
- Foren in Großgruppen
Damit diese Werkzeuge ihre Wirksamkeit entfalten können (und alles mit rechten Dingen zugeht) benötigt es: Klare Kommunikationsregeln und eine vertrauensvolle Atmosphäre, für die qualifizierte Moderatorinnen und Moderatoren sorgen.
Gemeinsam mit Ihnen möchten wir Räume schaffen, in denen sich Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichster Meinungen begegnen und konstruktiv miteinander diskutieren. Weil wir überzeugt sind, dass kluge Lösungen für die allermeisten Probleme dann entstehen, wenn wir mehr und besser miteinander sprechen.
Wollen Sie in Ihrer Gemeinde einen Dialog durchführen?
Melden Sie sich bei uns!
Ihre Ansprechpartnerin Judith Strasser: judith.strasser @mehr-demokratie.de
Erfahrungsbericht aus Bad Belzig – Gespräche von Mensch zu Mensch zur Corona-Pandemie
Am Freitag, den 12. April 2024 fand im Kulturzentrum in Bad Belzig eine unserer Dialogveranstaltungen statt. Es war bereits der dritte Dialog in Bad Belzig in diesem Jahr. Thematisch ging es dieses Mal um die Corona-Maßnahmen und den Umgang mit den Gefühlen und Nachwirkungen aus der Pandemie-Zeit, die angesichts der kürzlich veröffentlichten „RKI-Files“ wieder aufkommen.
42 Personen aus Bad Belzig und Umgebung kamen zusammen und teilten unter Moderation von Roman Huber und Dr. Josef Merk von Mehr Demokratie e. V. ihre persönlichen Erlebnisse im Zusammenhang mit der Pandemie. Das Format »Sprechen & Zuhören« erlaubte einen sicheren Raum, in dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst in kleinen Gruppen ihre Erfahrungen sowie die Folgen der Pandemie für ihr Leben und das gesellschaftliche Zusammenleben teilen konnten.
Nach einer Pause mit Kartoffelsuppe und Brot fanden sich alle in einem großen Stehkreis zusammen. Jetzt konnten Einzelne in die Mitte treten und wesentliche Aspekte ihrer Erfahrungen mit den Anwesenden teilen. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich die Erlebnisse und Positionen in Bezug auf die Corona-Pandemie sind und wie viel Schmerz, Angst und Ohnmacht noch nicht verarbeitet werden konnte. Wir sind dankbar für die Bereitschaft der Menschen in Bad Belzig, sich angesichts tiefer Gräben einander zuzuwenden und zuzumuten.
Ansätze
Dialoge zwischen unterschiedlichen Gruppen (Intergruppen-Dialoge)
In diesen Dialogen werden Menschen einbezogen, die (starke) Unterschiede in Bezug auf ihr Demokratieverständnis und ihre politische Ausrichtung aufweisen. Unterschiedliche Gruppen können zum Beispiel Alteingesessene und Zugezogene (inkl. Geflüchteter), Ökos und Konservative, Geimpfte und Ungeimpfte, Wirtschaftsliberale und kapitalismuskritische Menschen sein. Die Auswahl richtet sich stark nach örtlichen Konfliktlinien und lokalen Gegebenheiten.
Vernetzungs- und Austauschräume für Kommunalpolitik
Um die Belastbarkeit der Gesellschaft auf kommunaler Ebene zu stärken, schafft Mehr Demokratie im Rahmen des Projektes zusätzlich spezielle Vernetzungs- und Austauschräume für Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen sowie für Menschen, die sich zum Teil schon seit Jahren in Brandenburg für eine vielfältige und demokratische Kultur einsetzen. Das Angebot richtet sich an alte und neu gewählte Gemeindevertretungen, Ortsvorsteher und Ortsvorsteherinnen sowie Ortsbeiräte nach den Kommunalwahlen im Juni 2024.
Losbasierte Dialoge
Losbasierte Beteiligungsformate stellen eine große Chance dar, Stimmen sichtbar zu machen, die sonst in der politischen Diskussion nicht präsent sind. Über die Auswahl und Einladung per Losverfahren kommen Menschen verschiedener gesellschaftlicher Milieus und politischer Ausrichtung jenseits ihrer Informationsblasen und Echokammern in Kontakt. So können auch demokratieskeptische Menschen einbezogen werden.
Tiefere Reflektionsräume für Engagierte
Mehr Demokratie schafft Räume für Menschen, die sich schon seit Jahren aktiv für Demokratie, Menschenrechte und Vielfalt in Brandenburg einsetzen. Diese Räume dienen der eigenen Standortbestimmung und Selbstreflexion. Angesichts des Anwachsens antidemokratischer Kräfte und zum Teil neuer Bedrohungslagen rechtsextremer Gruppierungen scheinen bisherige Strategien an Grenzen zu stoßen. Ziel der Reflexionsräume ist, gemeinsam die Handlungsfähigkeit zu erweitern und wirksamer in Bezug auf Demokratieentwicklung werden zu können.
Gefördert mit Mitteln des Bündnisses für Brandenburg, der Deutschen Postcode Lotterie und der Schöpflin Stiftung.